ICH
Alles begann in einem Kreissaal in Nürnberg. Ein Tag an dem bereits Größen wie Goethe das Licht der Welt erblickten. So wie Goethe wurde aber auch mir eine handelsübliche 100 Watt Glühbirne vorenthalten. Dieser Umstand begleitete mich einige Jahre auf meinem Lebensweg, die Erfindung einer 100 Watt Glühdirne gelang mir jedoch trotz alle dem nicht. Sicherlich zu den aufregenden Dingen in meinem Leben gehört die Tatsache, daß ich immer noch In Nürnberg lebe und auch nie irgendwo anders gelebt habe. Reisen in fremde Städte (z.B. Fürth) waren auch immer etwas was ich abgelehnt habe. In der Grundschule profilierte ich mich bereits früh durch die allgemeine Unbeliebtheit die mir widerfuhr. Im Sportunterricht kann ich auf eine lange Karriere als Zuletztgewählter zurückblicken. Meine sportlichen Erfolge, wie die sensationelle Teilnahme und der Sieg der Stadtmeisterschaften im 1000 Meterlauf sowie die Qualifikation zu den ersten deutschen Mountainbikemeisterschaften, sind nicht umsonst samt und sonders in Einzelkämpfersportarten entstanden. Die maximale Pluralität die ich dabei zuließ war die Dualität der Räder an meinen häufig wechselnden Fahrrädern. Man sollte nun aber nicht glauben, daß ich leichtfertig mit einer so kostbaren Beziehung wie zu einem Fahrrad umgehe. Ganz im Gegenteil. Mein erstes Fahrrad wurde unter Tränen vor dem Sperrmüll bewahrt. übrigens zu einer Zeit in der ich eine Sportart namens „Kunstradfahren“ ausübte. Ich denke mein Einzelgängertum ist genetisch vorbestimmt. Aber irgendwann fand ich doch etwas was man Freund nennen kann. Bereits in der achten Klasse des Wilhelm-Löhe-Gymnasiums hatten sich meine sozialen Fähigkeiten soweit entwickelt, daß ich mehrere Minuten Dialog durchhielt, ohne daß sich meine Altersgenossen mit Grauen abwendeten. Auf Steinen herumzukauen um meine rhetorischen Fähigkeiten zu erweitern hatte ich dabei immer abgelehnt. Weniger sozial mir gegenüber verhielten sich sämtliche Französischlehrer sowie die dazugehörige Sprache. Ein Umstand der mich in der elften Klasse spontan dazu veranlaßte mich in ein Abenteuer namens Lehre zu stürzen. Eine Lehre bei der Post wohlgemerkt, als Elektromechaniker. Eine weiße Wand galt damals noch als aufregend und morgens aufstehen als „genug der Arbeit“. Auch dies war ein unvollkommener Baustein in meinem Leben. Nach zwei Jahren folgte nach kurzer Beschäftigung in einem Spielwarengeschäft (dieser Job ist gnadenlos unterschätzt) ein zweijähriger und erfolgreicher Aufenthalt an der Städtischen Fachoberschule. Nebenbei verdingte ich mich in einem Call-Center. Meine soziale Kompetenz sollte so zur vollen Geltung kommen. Aber auch ein zweijähriger Aufenthalt endet irgendwann, meist nach bereits zwei Jahren. Die Folge war der Beginn eines Maschinenbaustudiums an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule. Wieder zwei Jahre. Nun studiere ich dank einer inzwischen der Vergangenheit angehörenden Fristenregelung Versorgungstechnik. Man muß das positiv sehen. Ohne Hintergedanken kann ich behaupten daß die Professoren nicht nur deutlich freundlicher, sondern auch noch kompetenter wirken. Zwanzig Stunden meines Wochenplans werden auch weiterhin in besagtem Call-Center verbracht. Inzwischen nennt sich das Ganze aber Competence-Center und telefoniert wird kaum noch. In einem ordentlichen Lebenslauf darf natürlich auch nicht der Verweis auf meine außergewöhnlichen Hobbys fehlen. Ich mag reiten, schwimmen und lesen. Und bitte fahrt keine Kurven. |